Transatlantischer Handel – Status quo

Globalisierung und Europa

Gymnasien, Realschule, Hauptschule | Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
05.09.2014
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Die USA und Europa sind schon heute wirtschaftlich eng miteinander verflochten.

EU und USA verhandeln seit Sommer 2013 über ein transatlantisches Freihandelsabkommen, das TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership). Derzeit gelten für den Dienstleistungs- und Warenhandel zwischen den beiden Wirtschaftsräumen die gleichen Bedingungen wie für den gesamten globalen Handel, nämlich die Regeln der Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO). Und schon unter diesen Voraussetzungen sind die wirtschaftlichen Verflechtungen eng: Der Handel zwischen den USA und Europa macht ein Drittel des gesamten Welthandels aus. Für viele EU-Länder sowie für die Europäische Union als Ganzes sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Handelspartner. Die EU setzt etwa 17 Prozent ihrer Exporte auf dem amerikanischen Markt ab, darunter vor allem chemische Erzeugnisse, Maschinen und Autos. Für Deutschland sind die USA mit einem Ausfuhranteil von 8 Prozent der zweitwichtigste Abnehmer nach Frankreich. Aus Sicht der USA steht die EU als Handelspartner ebenfalls an erster Stelle – noch knapp vor dem Nachbarn Kanada:

Zwischen den Vereinigten Staaten und Europa wechseln jährlich Waren im Wert von rund 500 Milliarden Euro den Besitzer.

Die transatlantischen Handelsbeziehungen unterscheiden sich deutlich von denen, die zwischen Industrie- und Schwellen- oder Entwicklungsländern bestehen. Während die USA und die EU von den weniger entwickelten Ländern vor allem arbeitsintensive Erzeugnisse wie Schuhe und Bekleidung beziehen und umgekehrt Hochtechnologieprodukte wie Maschinen oder Autos ausführen, besteht der Handel zwischen den USA und der EU eher aus ähnlichen Gütern. Ein Großteil des transatlantischen Warenaustauschs findet sogar innerhalb von Unternehmen statt: So gehen zum Beispiel 80 Prozent der Ausfuhren der amerikanischen Automobilindustrie auf das Konto von Großkonzernen wie General Motors und Ford – tatsächlich beliefern beide aber nur ihre ausländischen Niederlassungen, also praktisch sich selbst.

Wie wichtig die USA für Deutschland als Absatzmarkt sind, erkennt man auch an den Auslandsinvestitionen der Unternehmen:

Ein gutes Fünftel der deutschen Direktinvestitionen entfällt auf die USA – in keinem anderen Land haben die hiesigen Unternehmen so viel in Produktionsstätten und ähnliches investiert.

Laut amtlicher Statistik sind fast 4.700 deutsche Unternehmen direkt oder indirekt über Beteiligungen auf dem US-Markt vertreten und erwirtschafteten dort im Jahr 2012 einen Umsatz von 400 Milliarden Euro. Da kleinere Unternehmen nicht von der Statistik erfasst werden, dürfte es insgesamt sogar noch mehr sein. Dass die deutschen Unternehmen sich so stark in den USA engagieren, ist allerdings auch ein Indiz dafür, dass ihnen der grenzüberschreitende Handel zu teuer ist. Denn ein Weg, um Zölle, Transportkosten und Wechselkursrisiko zu umgehen, ist eben die Produktion direkt vor Ort.