Welthandelsgröße Deutschland

Globalisierung und Europa

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Hintergrundtext
14.06.2011

Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren ihre Exporte immer wieder kräftig gesteigert und steht im globalen Handelsranking nach wie vor auf Platz drei.

Wenn die globale Konjunktur nicht so richtig rund läuft, kann das die deutsche Wirtschaft nicht kalt lassen. Sorge bereitet derzeit vor allem die angespannte Lage in den USA, in Japan und in zahlreichen EU-Ländern, während die Schwellenländer die Weltwirtschaft nach wie vor stabilisieren. Unterm Strich wird der deutsche Export im Jahr 2011 voraussichtlich immer noch ein reales Plus von 8 Prozent verbuchen. Im kommenden Jahr dürfte es allerdings lediglich zu einem Anstieg der Ausfuhren um 3 Prozent reichen. Da die Importe sich ähnlich entwickeln, speist der Außenhandel in diesem Jahr noch gut ein Fünftel des Wirtschaftswachstums in Deutschland von voraussichtlich 3 Prozent; 2012 trägt er dagegen kaum zum Anstieg der Wirtschaftsleistung bei.

Deutsche Exporte kräftig gewachsen

In den vergangenen Jahre jedoch haben die Verkäufe deutscher Güter an Kunden in aller Welt die hiesige Wirtschaft immer wieder kräftig angetrieben – denn wenn die Nachfrage aus dem Ausland konstant hoch ist, lohnt es sich für die Unternehmen auf Dauer, ihre Investitionen in neue Produktionskapazitäten zu steigern. Das stärkt die Binnennachfrage und schafft zusätzliche Arbeitsplätze.

Von 2000 bis 2010 etwa legten die Exporte von Waren und Dienstleistungen im jährlichen Schnitt preisbereinigt um mehr als 5 Prozent zu – ohne den 14-prozentigen Einbruch, den die globale Wirtschafts- und Finanzkrise verursachte, wäre das durchschnittliche Wachstum der Ausfuhren noch kräftiger ausgefallen. Doch auch so stieg der Anteil der Exporte am Bruttoinlandsprodukt fast kontinuierlich an – von 33 Prozent im Jahr 2000 auf 46 Prozent im Jahr 2010. Das war ein im Vergleich mit anderen großen Volkswirtschaften recht hoher Wert – Großbritannien etwa kam 2009 lediglich auf 28 Prozent, Frankreich auf 23 Prozent und die USA erreichten sogar nur 11 Prozent.

Insgesamt setzte die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr Güter im Wert von mehr als 1.146 Milliarden Euro im Ausland ab. Das Gros davon entfiel mit fast 975 Milliarden Euro auf die Ausfuhr von Waren; die Dienstleistungsexporte betrugen knapp 172 Milliarden Euro.

Weltweit die Nummer drei

Damit gehörte die Bundesrepublik 2010 erneut zu den ganz Großen des globalen Handels. Üblicherweise werden in der internationalen Rangliste nur die Warenexporte berücksichtigt. Mit ins Ausland verkauften Industrieerzeugnissen im Wert von umgerechnet 1.269 Milliarden Dollar war Deutschland zuletzt der weltweit drittgrößte Exporteur – hinter China mit 1.578 Milliarden Dollar und fast gleichauf mit den USA, deren Warenausfuhren 1.278 Milliarden Dollar betrugen. Die anderen großen europäischen Volkswirtschaften waren deutlich hinter Deutschland platziert – selbst Frankreich auf dem weltweit sechsten Rang kam nicht einmal auf einen halb so hohen Exportwert wie sein Nachbar östlich des Rheins.

Auch wenn man die Ausfuhren je Einwohner betrachtet – ein Indikator, der die Leistungsstärke einer Volkswirtschaft besser abbildet –, schneidet Deutschland im globalen Vergleich recht gut ab. Zwar liegen in diesem Ranking vor allem kleine Länder vorn – an der Spitze rangiert Singapur vor Hongkong und Luxemburg. Doch mit Pro-Kopf-Exporten von 15.500 Dollar erreichte die Bundesrepublik im vergangenen Jahr immerhin Platz 12 unter den 34 Industriestaaten. Das war die beste Position unter den großen Volkswirtschaften – Frankreich fand sich auf Rang 23 wieder, und die USA gehörten als Nummer 32 sogar zu den Schlusslichtern.

Deutschland weiterhin gut im Rennen

Was die absoluten Exportwerte angeht, dürfte die Bundesrepublik ihren zuletzt in den Jahren 2003 bis 2008 „erkämpften“ Titel des Exportweltmeisters zwar kaum so schnell zurückerobern. Das Zurückfallen auf den Bronzerang bedeutet jedoch nicht, dass die deutschen Unternehmen auf den Weltmärkten in jüngster Zeit einen Teil ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hätten.

Ein Beleg hierfür ist die sogenannte Exportperformance. Sie setzt die Entwicklung der Ausfuhren eines Landes in Relation zum Wachstum seiner ausländischen Absatzmärkte. Verbessert sich die Exportperformance, bedeutet dies, dass das betrachtete Land vom Wachstum der Auslandsmärkte überproportional profitieren konnte.

Und in der Tat hat sich die deutsche Exportperformance seit dem Jahr 2000 merklich gesteigert – bis 2009 legte sie um 6,4 Prozent zu. Damit konnte Deutschland zwar nicht im Entferntesten mit der Konkurrenz aus China mithalten – dessen Exportperformance kletterte um 173 Prozent – und auch einige mittel- und osteuropäische Länder schnitten deutlich besser ab (Tschechien: plus 50 Prozent, Polen: plus 31 Prozent). Verglichen mit anderen klassischen Industriestaaten hat sich die deutsche Wirtschaft aber ausgesprochen gut geschlagen – die Exportperformance der USA etwa verringerte sich von 2000 bis 2009 um 11 Prozent, Großbritannien büßte 13 Prozent und Frankreich sogar 23 Prozent ein.