Allheilmittel Industrie-Cluster?

Staat und Wirtschaftspolitik

Gymnasien, Realschule, Hauptschule | Sekundarstufe I + II

Pro und Contra
09.08.2018

Alte industrielle Kerne zu erhalten und neue zu schaffen, gilt nach wie vor als vielversprechendes Konzept der regionalen Wirtschaftsförderung für Ostdeutschland. Diese Politik war in der Vergangenheit jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt.

Eines der größten Probleme für den Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft war der Zusammenbruch der alten DDR-Industriekombinate. Erklärtes Ziel der Wirtschaftsförderung war es daher, die wenigen funktionierenden industriellen Branchenverbünde zu erhalten und neue zu schaffen. Solche Ballungen von Unternehmen eines Wirtschaftszweigs und anderen Betrieben entlang der Wertschöpfungskette, zum Beispiel von Zulieferern und unternehmensnahen Dienstleistern wie Werbeagenturen, bezeichnet man auch als Industrie-Cluster. Doch die Bilanz dieser Cluster-Politik ist durchwachsen:

Erfolge

• Chemische Industrie im südlichen Sachsen-Anhalt: Die Chemie zählt heute zu den produktivsten Branchen in Ostdeutschland. Mit den westdeutschen Clustern in Ludwigshafen und Leverkusen kann Bitterfeld-Wolfen zwar nicht ganz mithalten – die 26.500 Beschäftigten, das angrenzende Sachsen und Brandenburg mitgerechnet, sind gleichwohl ein beachtlicher Erfolg.
• Autoindustrie in Sachsen, Thüringen und Brandenburg: Mit mehr als 7.000 Arbeitsplätze bei Volkswagen in Zwickau und Tausenden weiteren in Leipzig (Porsche und BMW), Eisenach (Opel) und bei Zulieferfirmen bildet die Autoindustrie in Sachsen und Thüringen einen der stärksten ostdeutschen Industrie-Cluster – der allerdings ohne die westdeutschen Autokonzerne nicht existieren würde.
• Luftfahrtindustrie in Brandenburg: Rund 7.000 Beschäftigte – mit zunehmender Tendenz – im ansonsten relativ industriearmen Brandenburg stehen ebenfalls auf der positiven Seite der Cluster-Bilanz.

Misserfolge

• Werftindustrie in Mecklenburg-Vorpommern: In die mecklenburgischen Werften sind erhebliche private und öffentliche Mittel geflossen. Dennoch folgte eine Krise auf die andere und die Werften mussten immer wieder mit staatliche Hilfe gerettet werden.
• Solar-Cluster in Sachsen-Anhalt und Thüringen: Der Boom der Solar-Industrie wurde vor allem von den Subventionen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes getrieben. Überkapazitäten in der Solarzellen-Produktion und die zunehmende Konkurrenz aus China führten jedoch zu einem Preisverfall. Infolgedessen gingen viele Arbeitsplätze in der jungen Branche so schnell wieder verloren wie sie entstanden waren.


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