Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports

Unternehmen und Markt

Gymnasien, Realschule, Hauptschule | Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
13.09.2012

Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele ziehen Millionen Menschen in ihren Bann. Doch wie groß der volkswirtschaftliche Effekt des Sports genau ist, lässt sich auch heute noch kaum sagen.

Die Sportwirtschaft ist kein Wirtschaftszweig im eigentlichen Sinn, sondern eine sogenannte Querschnittbranche: Es gibt zwar reine Sportgüterhersteller, aber auch Unternehmen aus vielen anderen Branchen, zum Beispiel aus der Medienwirtschaft oder dem Baugewerbe, verdienen ihr Geld mit dem Sport. Die Wertschöpfung des Sports lässt sich so nicht aus den üblichen Statistiken, also der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, herauslesen. Deshalb gibt es in Deutschland (und einigen anderen EU-Ländern) seit einigen Jahren ein sogenanntes Sportsatellitenkonto (SSK). Dort wird der Sport als Wirtschaftsfaktor separat untersucht und sein Einfluss auf die gesamtdeutsche Wirtschaft analysiert.

  • Durch das Sportsatellitenkonto weiß man, dass der Sport im Jahr 2015 etwa 70 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland beitragen hat. Das entspricht einem Anteil von rund 2,3 Prozent am BIP.  
  • Einen besonders starken Einfluss auf die Wirtschaft hatten in den vergangenen Jahren zwei Großereignisse in 2012: die Olympischen Spiele in London und die Fußball-EM in Polen und der Ukraine. Besonders, wenn Sportereignisse im benachbarten europäischen Ausland stattfinden, hat das positive Folgeeffekte für den Sport. Durch die geographische Nähe fühlen sich mehr Menschen davon angesprochen, verfolgen die Wettkämpfe über die Medien oder live vor Ort mit, kaufen Fanartikel oder werden zum Sporttreiben animiert.
  • Negativ auf die Sportbranche ausgewirkt hat sich dagegen die Euro-Schuldenkrise. Sie hat die gesamtwirtschaftliche Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft gebremst und deflatorische Tendenzen mit sich gebracht, die teilweise noch jahrelang anhalten. Diese haben sich unter anderem ungünstig auf die Preisentwicklung vieler sportrelevanter Waren und Dienstleistungen ausgewirkt. Verstärkt wurde diese Entwicklung mitunter durch intensiven Wettbewerb im Sportsektor. So drücken zum Beispiel Low-Budget-Fitnessstudios die Preise nach unten.
  • Der Export von Sportbekleidung, -schuhen und -gerätenbelief sich im Jahr 2015 auf knapp 3,2 Milliarden Euro. Die Zahl der Importe ist deutlich höher: Im selben Jahr waren es Sportgüter im Wert von 22,2 Milliarden Euro. Damit machen Sportgüter rund 1,9 Prozent aller nach Deutschland importierten Güter aus.
  • In Deutschland waren im Jahr 2015 rund 1,24 Millionen Menschen im Sportsektor beschäftigt, die meisten davon im Dienstleistungssektor, im Verkehrs- und Gastgewerbe und im Handel. Das sind 2,9 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren davon 92.150 Personen, darunter Betreiber von Sportanlagen, -vereinen und Fitnesszentren. Geringfügig entlohnt, also zum Beispiel nebenberufliche Übungsleiter, wurden 144.176 Menschen. Diese Zahlen verraten allerdings nicht, wie viele Menschen insgesamt vom Sport leben, als da zum Beispiel wären: Profisportler, Personal-Trainer, Leistungsdiagnostiker, Sportärzte und Physiotherapeuten, Sportjournalisten, die Beschäftigten im Sporteinzelhandel und bei Sportgüterherstellern sowie Agentur-Mitarbeiter.

Zwei von der Bundesregierung beim Institut für Sportwissenschaft der Universität Mainz und bei der Mainzer Beratungsfirma 2hm in Auftrag gegebene Studien für das Sportsatellitenkonto haben sich außerdem den Sportkonsum sowie die weitgehend unsichtbaren Geldflüsse für Sponsoring, Werbung und Medienrechte unter die Lupe genommen.