Nachhaltigkeit

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft: Demach wird ein Wald dann nachhaltig genutzt, wenn nur so viel Holz geschlagen wird, wie auch nachwächst.

Dieses Prinzip wurde von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission, benannt nach der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland) auf die Bereiche Wirtschaft und Gesellschaft übertragen. Die Kommission hat den heute allgemein akzeptierten Begriff 1987 so definiert: "Nachhaltige Entwicklung bedeutet eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der gegenwärtig lebenden Menschen entspricht, ohne die Fähigkeiten zukünftiger Generationen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu gefährden".

Nachhaltigkeit als globale Handlungsmaxime

Nachhaltigkeit ist ein globaler Vorgang, der Übereinkünfte zwischen den entwickelten Industrienationen und den weniger entwickelten Ländern erfordert. Die UN-Konferenz hat dieses Prinzip 1992 in Rio de Janeiro zur Maxime allen gesellschaftlichen Handelns in der globalisierten Welt erhoben. Mit der Agenda 21 hat sich die internationale Staatengemeinschaft ein globales Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert gegeben. Die Unterzeichnerstaaten bekennen sich darin zu einer Strategie, die eine wirtschaftlich leistungsfähige, sozial gerechte und ökologisch verträgliche Entwicklung zum Ziel hat.

Nationale Nachhaltigkeitsstrategie

In Deutschland fand das Thema Nachhaltigkeit mit der Einrichtung der Enquete-Kommission "Schutz des Menschen und der Umwelt. Ziele und Rahmenbedingungen einer nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung" Niederschlag in der politischen Debatte. Die Kommission entwickelte das Drei-Säulen-Modell, an dem sich die 2002 vorgestellte Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung bis heute orientiert. Das Drei-Säulen-Modell umfasst folgende Dimensionen:

  • Ökonomische Nachhaltigkeit: Jede Wirtschaftsweise sollte dauerhaft betrieben werden können
  • Ökologische Nachhaltigkeit: Die natürlichen Lebensgrundlagen sollen nur in dem Maße beansprucht werden, wie diese sich regenerieren.
  • Soziale Nachhaltigkeit: Ein Staat oder eine Gesellschaft sollte so organisiert sein, dass sich die sozialen Spannungen in Grenzen halten und Konflikte nicht eskalieren.

Die Bundesregierung entwickelt die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie mit Hilfe des 2001 berufenen Rats für Nachhaltige Entwicklung fortlaufend weiter. Eckpfeiler sind die Bereiche Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und Internationale Verantwortung.

Kritik am Drei-Säulen-Modell

Das Drei-Säulen-Modell steht vor allem in der Kritik, da es zu sehr auf die nationale Ebene ausgerichtet sei und das Thema globale Gerechtigkeit ausblende. Zudem sei es kaum operationalisierbar, da es die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit gleichrangig behandle. Grundvoraussetzung der sozialen und ökonomischen Stabilität sei aber der Schutz natürlicher Ressourcen, so dass die ökologische Nachhaltigkeit Vorrang haben müsse. In der Praxis konnte sich trotz der Kritik kein anderes Modell gegenüber dem Drei-Säulen-Modell durchsetzen, was vor allem an dem großen Konsens hinter den drei Zielen liegt. So sind Unternehmen in der Regel besser von einer Nachhaltigkeitsstrategie zu überzeugen, die die Wirtschaft als eigene Säule aufführt, als von einer Strategie, die sich darauf beschränkt, die Unternehmen zum Umweltschutz oder zur Armutsbekämpfung aufzurufen.

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(Stand: Juli 2012)