Corporate Citizenship

Mit dem Begriff Corporate Citizenship wird das Selbstverständnis von Unternehmen bezeichnet, die sich als "gute Bürger" verstehen und sich für das Gemeinwohl engagieren. Zu den ergriffenen Maßnahmen gehören alle von Unternehmen und Verwaltungen einmalig oder längerfristig erbrachten freiwilligen Leistungen zum Nutzen für die Gesellschaft auf lokaler, regionaler oder globaler Ebene, die außerhalb ihrer originären Geschäftsfelder liegen. Dies können zum Beispiel die Förderung von Kindern und Jugendlichen sein, die Unterstützung von gemeinnützigen Einrichtungen durch Geld-, Sach- oder Dienstleistungen, aber auch eine Unterstützung oder vorübergehende Freistellung von Mitarbeitern für gemeinnützige Angelegenheiten, bei der Katastrophenhilfe oder beim Umweltschutz (Corporate Volunteering). Gesellschaftliches Engagement von Unternehmen zeigt sich aber auch in der Gründung vielfältiger Stiftungen mit gemeinwohlorientierten Zielen.

Grundgedanke ist, dass jedes Unternehmen Teil der Gesellschaft ist und sich über sein Eigeninteresse hinaus für die Gesellschaft einsetzen sollte. Dabei wird argumentiert, dass ein solches Verhalten letztlich auch der Verbesserung des Bekanntheitsgrades und des Images und damit dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit dienlich sei. Damit ergäben sich sowohl für das Gemeinwesen, als auch für das Unternehmen selbst sowie für die Mitarbeiter Vorteile und es werde so Eigen- mit Gemeinnutz verbunden.

Besonders vor dem Hintergrund der Diskussion um die Folgen der Globalisierung hat sich die Debatte um die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen wieder verstärkt. Doch bereits Mitte der 70er Jahre wurde eine intensive Diskussion über die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen geführt, die sich in Projekten wie den Sozialbilanzen als gesellschaftliche Rechnungslegung der Unternehmen niederschlug. Besonders große Unternehmen dokumentieren ihre soziale Verantwortung heute mehr und mehr in speziellen Reports. Corporate Citizenship wird heute auch auf internationaler Ebene (z. B. UNO, ILO, OECD, EU) intensiv begleitet und unterstützt.

Während besonders in den angelsächsischen und nordischen Ländern Formen gesellschaftlichen Engagements eine lange Tradition haben und publikumswirksam kommuniziert werden, herrschen in manchen Ländern wie etwa Deutschland eher stillschweigende Aktivitäten vor. Erst in neuerer Zeit ist man auch hier dazu übergegangen, dieses Thema öffentlicher zu diskutieren. So startete zum Beispiel die "Wirtschaftswoche" gemeinsam mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft unter dem Titel "Freiheit und Verantwortung" einen eigenen Wettbewerb, um herausragendes gesellschaftliches Engagement einzelner Unternehmen zu prämieren.

Bei aller guten politischen Absicht der weiteren Stärkung dieses Engagements durch öffentliche Appelle und ungeachtet der langen Traditionen besonders größerer Unternehmen sich für das Gemeinwohl einzusetzen, sind derzeit in Deutschland die unternehmerischen Rahmenbedingungen hierfür eher noch ungünstig: So werden die Unternehmen nicht nur durch hohe Steuer- und Sozialabgabenlasten bereits von staatlicher Seite zu großem finanziellen Engagement für das Gemeinwohl im weitesten Sinne "gezwungen", sondern auch über eine Vielzahl von behördlichen Auflagen hierzu angehalten. Nicht zu vernachlässigen ist, dass sich in Marktwirtschaften ein unternehmerischer Gemeinwohlbeitrag auch aus ihrer erfolgreichen Marktteilnahme und einer knappe volkswirtschaftliche Ressourcen schonenden Betriebsführung ergibt. So nutzt letztlich der wirtschaftliche Eigennutz auch über die "unsichtbare Hand" des Marktes dem Ganzen.