Weltweite Armut und Ungleichheit

Globalisierungsgegner behaupten immer wieder, die einkommensbezogene Ungleichheit und Armut auf der Welt habe im Zeitalter der Globalisierung (seit 1980) stark zugenommen. Auch internationale Organisationen wie etwa das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und die Enquete Kommission zur Globalisierung des Deutschen Bundestages haben eine zunehmende Ungleichheit festgestellt. Diese Ansichten müssen jedoch zurückgewiesen oder zumindest stark relativiert werden.

Es gibt unterschiedliche Konzepte zur Messung der Ungleichheit. So hat die Ungleichheit landesintern offenbar in mehr Staaten zugenommen als sie in anderen Staaten abgenommen hat. Betrachtet man einzelne Länder unabhängig von ihrer Bevölkerungszahl und berechnet ein Ungleichheitsmaß über das gesamte Spektrum (Gini-Koeffizient), dann ist auch eine zunehmende Ungleichheit festzustellen. Aus beiden Ergebnissen kann jedoch nicht der Schluss gezogen werden, dass sich die weltweite Ungleichheit erhöht hat. Denn wenn von Ländergrenzen abstrahiert wird, und nicht Länder wie etwa China und Lesotho gleich gewichtet werden, dann ist ein klar rückläufiger Trend feststellbar. Das liegt vor allem daran, dass bevölkerungsreiche und im Jahr 1980 sehr arme Staaten wie China und Indien ein starkes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen hatten und somit den Abstand zu den reichen Industrienationen verringern konnten. Vor allem die Länder Afrikas sind allerdings weiter zurückgefallen.

Auch der Anteil der Ärmsten an der Weltbevölkerung ist seit 1980 im Zeitalter der Globalisierung eindeutig rückläufig (Grafik), wie verschiedene Studien mit unterschiedlicher Methodik nachgewiesen haben. Dabei gilt eine Schwelle von einem US-Dollar pro Tag an Kaufkraft als Armutsschwelle (inflationsbereinigt und zu Kaufkraftparitäten auf heimische Währung umgerechnet). Die Angaben der Studien mit Blick auf den genauen Anteil und auch auf die gesamte Zahl der Ärmsten liegen allerdings recht deutlich auseinander. Wieder lässt sich jedoch ein klarer regionaler Trend feststellen. Während in Asien (und vor allem in China und Indien) die Armut stark rückläufig ist, ist sie in Schwarzafrika noch weiter gestiegen.

Mit diesen Ergebnissen ist jedoch nur ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Globalisierung auf der einen Seite und Entwicklung der Ungleichheit und Armut auf der anderen hergestellt, der nichts - wie es die Globalisierungskritiker suggerieren - über Ursache und Wirkung sagt. Versucht man einen solchen Kausalzusammenhang herzustellen, zeigt sich: Die Abkehr vom Protektionismus und die Teilnahme an der Globalisierung tragen zu mehr Wirtschaftswachstum bei und mehr Wachstum führt in der Regel zu weniger globaler Ungleichheit und Armut. (Ma)