So sieht die Zukunft des Handwerks aus

Berufsorientierung und Arbeitsmarkt

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
25.04.2019
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Der technische Fortschritt macht‘s möglich: Was früher mühsam von Hand erledigt werden musste, können heute Maschinen leisten. Für viele Handwerksberufe ist das aber keine Bedrohung, sondern vielmehr eine große Chance.

Industrie der Zukunft – viele denken dabei an Roboter, künstliche Intelligenz oder große Fabrikhallen, die von wenigen Menschen per Computer gesteuert werden. Der Begriff Handwerk fällt in diesem Zusammenhang selten, denn der Wirtschaftszweig hat ein etwas angestaubtes Image. Doch dieses Bild des Handwerks stimmt nicht mit der Realität überein: Auch dort geht man den Schritt in eine digitale Arbeitswelt.

Das Handwerk hat in den vergangenen Jahren einen fundamentalen Wandel durchlebt und sein Image deutlich aufpoliert. Um im Wettbewerb mit der Industrie bestehen zu können, haben sich viele Kleinstbetriebe digital und modern aufgestellt - indem sie beispielsweise ihre Arbeitsprozesse optimiert haben. Auch in Zukunft wird sich das Handwerk entsprechend technisch weiterentwickeln müssen. Dazu gehört auch, bestimmte Aufgaben, die heute noch von Menschen bewerkstelligt werden, künftig von Maschinen, Robotern oder Computern erledigen zu lassen.

Digitalisierung als Chance für das Handwerk

Der Geschäftsführer des IT-Verbands Bitkom, Bernhard Rohleder, sieht darin viele Chancen: „Handwerksbetriebe, die konsequent digitale Technologien einsetzen, gewinnen Zeit für ihre eigentliche Aufgabe: das Handwerk.“ Wenn sich die Firmen auf Neuheiten einstellen, wird ihnen die Digitalisierung helfen - und könnte als Nebeneffekt die verschiedenen Berufe für die nächste Generation wesentlich spannender machen.

Die Vorteile der digitalen Technik spüren die Betriebe schon heute: Die Kunden suchen sich einen Handwerker häufiger im Internet. Mit einer eigenen Website können Firmen neue Kunden gewinnen, mit denen sie früher womöglich nie in Kontakt gekommen wären. Über eigene Webshops lassen sich außerdem Handwerksprodukte im ganzen Land und über dessen Grenzen hinaus verkaufen. Das gleiche Prinzip der Aufmerksamkeitssteigerung gilt für einen Facebook-Auftritt, einen Vermerk bei Online-Suchportalen wie Yelp oder den Gelben Seiten. Wer also Spaß an Social-Media oder Webdesign hat, kann durchaus auch im Handwerk durchstarten.

Veränderte Arbeitsweisen durch die Digitalisierung

Größere Veränderungen wird die fortschreitende Digitalisierung aber vor allem für die tägliche Arbeit der Handwerker haben. Die neue Generation an Auszubildenden wird mit neuen Werkzeugen arbeiten, und damit ganz anders als ihre Meister: Moderne Laser, 3D-Drucker, Algorithmen und CNC-Maschinen, alles Werkzeuge, die sich per Computer bedienen lassen, sind schon heute Alltag in vielen handwerklichen Berufen, etwa bei Tischlern. Dort nutzen die Betriebe die Technik, um individuelle Designs möglichst schnell und kostengünstig zu verwirklichen. Da viele Menschen heutzutage ihre eigenen Vorstellungen haben und nicht zwangsläufig bei großen Einkaufsketten fündig werden, können sich Handwerker durch individuelle Lösungen abheben.

Außerdem kann hochmoderne Technik den Handwerkern Arbeit abnehmen. Maler und Lackierer zum Beispiel mussten früher Wände oder Flächen ausmessen und ausrechnen, wie viel Farbe sie brauchen, heute erledigt das ein Computerprogramm. Und die Kunden können mit Augmented-Reality-Brillen auf ihre Wohnzimmer-Wand schauen und quasi per Knopfdruck eine neue Farbe aussuchen.

Zusätzlich angetrieben wird die Digitalisierung des Handwerks von Start-ups. Mittlerweile gibt es unter anderem einen Reparatur-Service fürs Fahrrad, den man online bestellt und der zu Hause die Arbeiten erledigt, oder eine Software, mit der man einen kompletten Renovierungsauftrag ausrechnen und vergleichen kann.


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