Die Auszubildende Julia Frewer über ihre Zeit im Ausland

Berufsorientierung und Arbeitsmarkt

Gymnasien, Realschule, Hauptschule, berufliche Schulen | Sekundarstufe I + II

Interview
27.08.2014

Für Julia Frewer (20 Jahre) steht fest: Ihr Praktikum in Großbritannien war eine der wichtigsten Erfahrungen in ihrem bisherigen Leben. Die angehende Industriekauffrau aus Gummersbach steckte mitten im zweiten Ausbildungsjahr bei der Firma dy-pack Verpackungen GmbH, einem Hersteller von Papiertüten, als sie im Frühjahr 2013 für vier Wochen nach Portsmouth ging. Dort absolvierte sie ein Praktikum im City Council, also in der Stadtverwaltung.

Was haben Sie während Ihres Auslandspraktikums gemacht?

Ich habe bei einem Flüchtlingsprojekt geholfen. Wir haben ein Haus für verfolgte Frauen und Familien gebaut und eingerichtet – von Möbel aussuchen bis hin zu Babyfläschchen kaufen.

Haben Sie sich das Ziel Portsmouth selbst ausgesucht?

Nein, nicht direkt. Mein Ausbilder bei dy-pack hat mir von einer Informationsveranstaltung der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) erzählt – über das Leonardo-Stipendium. Die IHK Siegen ist Projektträger für das Programm und organisiert Auslandsaufenthalte in Großbritannien als Gruppenreisen. Dafür habe ich mich dann beworben, aber auch ein Praktikum in Frankreich wäre möglich gewesen. Mir war es aber wichtig, meine Englisch-Sprachkenntnisse zu verbessern, da ich an der Abendschule eine Weiterbildung zur Europakauffrau machen möchte. Außerdem ist dy-pack international tätig und hat Büros in Großbritannien und Malaysia.

Wie bewirbt man sich denn für ein Auslandspraktikum?

Ich habe mich zuerst schriftlich bei der IHK Siegen beworben – mit einem Motivationsbrief auf Englisch, warum ich am Leonardo-Programm teilnehmen möchte. Dann bin ich zu einem persönlichen Gespräch eingeladen worden und habe wenig später die Zusage bekommen.

Wie läuft das Programm ab?

Vor der Abreise nach England gab es ein Vorbereitungsseminar – mit allen wichtigen Infos, aber auch mit Referaten über die britische Kultur, Essgewohnheiten und Sehenswürdigkeiten. Außerdem konnten wir regelmäßig Englischunterricht nehmen. In Portsmouth hat dann jeder bei einer Gastfamilie gewohnt, ich war bei einer Mitarbeiterin des City Councils, die auch während des Praktikums immer für mich ansprechbar war. Auch finanziell lief alles reibungslos, so dass ich mich ganz auf die neuen Eindrücke und Erlebnisse konzentrieren konnte.

Was hat Ihnen das Praktikum gebracht?

Fachlich vielleicht nicht so viel, weil die Zeit für eine richtige Einarbeitung zu kurz war und ich als Praktikantin eher die einfachen Aufgaben übernommen habe. Aber sprachlich und kulturell enorm viel. Ich war nicht nur gezwungen, Englisch zu sprechen, sondern musste auch die kulturellen Unterschiede meistern und habe viele Menschen kennengelernt. Ich bin auf jeden Fall jetzt viel selbstbewusster - und habe auch zu schätzen gelernt, was ich zuhause habe.

Würden Sie Leonardo weiterempfehlen?

Auf jeden Fall! Aber man muss auch für neue Erfahrungen offen sein und sich auf andere Umstände, Menschen und eine fremde Sprache einlassen. Ich kann mir vorstellen, später für längere Zeit im Ausland zu arbeiten.