„Wir wollen robuste Partnerschaften hinbekommen“

Globalisierung und Europa

Sekundarstufe II

Interview
18.07.2019

Seit eineinhalb Jahren läuft das Entwicklungsvorhaben „Perspektiven schaffen“ in Ostafrika, das Akteure der Entwicklungszusammenarbeit und Vertreter der deutschen Wirtschaft zusammenspannt. Warum diese Konstellation zu einer Win-win-Situation führt, erläutert Axel Klaphake, Abteilungsleiter Wirtschaft, Soziales und Digitalisierung bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Das Projekt „Perspektiven schaffen: Wirtschaft für Entwicklung – Ostafrika“, für das das Bundesentwicklungsministerium 5 Millionen Euro aufwendet, ist auf etwas mehr als drei Jahre angelegt und läuft Ende 2020 aus. Mit welchem Ergebnis wären Sie zufrieden?

Wenn es optimal läuft, hätten wir dann wirtschaftlich stärkere Unternehmen in den sechs beteiligten ostafrikanischen Ländern sowie neue Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen in Ostafrika.

Die Leitidee des Projekts ist das Zusammenführen eines afrikanischen und eines passenden deutschen Betriebs, der dann eine Mentorenrolle übernehmen soll. Wie sieht das in der Praxis konkret aus?

Ein Beispiel: In Kenia gibt es ein Fairtrade-Unternehmen, das den Vertrieb für mehr als 3.000 lokale Macadamia-Produzenten managt. Diese Firma hat Schwierigkeiten damit, lückenlos zu überprüfen, ob wirklich alle Nüsse fair produziert werden. Deshalb haben wir sie mit einem deutschen Unternehmen zusammengebracht, das Digitalisierungslösungen für landwirtschaftliche und nahrungsmittelverarbeitende Wertschöpfungsketten entwickelt, also beispielsweise ein nachvollziehbares System des Trackings.

Rein formal müssen die Betriebe mindestens zehn Mitarbeiter haben, drei Jahre am Markt und in einer Branche mit hohem Wachstumspotenzial tätig sein, zum Beispiel in der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft, der Elektroindustrie oder dem Energiesektor. Und natürlich müssen die afrikanischen Unternehmer ein Interesse daran zeigen, von einem deutschen Unternehmen unterstützt zu werden.

Und welche deutschen Unternehmen konnten Sie gewinnen?

Unser Ziel sind nicht Großkonzerne, sondern kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht die Ressourcen und vielleicht auch eine gewisse Scheu haben, sich selbst in Ostafrika umzugucken. In der deutschen Wirtschaft gibt es ja nach wie vor große Bedenken, in Afrika aktiv zu werden. Unsere Aufgabe ist es, diesen Firmen den dortigen Markt zu erklären und für einen Markteinstieg in Burundi, Kenia, Ruanda, Südsudan, Tansania oder Uganda zu werben.

Wie viele Kooperationen zwischen afrikanischen und deutschen Betrieben streben Sie an?

Wir wollen robuste Partnerschaften hinbekommen, von denen beide Seiten profitieren. Wir peilen mindestens 20 solcher Paarungen innerhalb dieses Projekts an, aktuell haben wir drei.

Das klingt bescheiden.

Ganz und gar nicht. Geschäftsanbahnungen brauchen Zeit und vor allem Vertrauen. Mit diesem Projekt investieren wir in den Aufbau vertrauensvoller Partnerschaften in herausfordernden Märkten. Insofern stellt dieses Vorhaben, das gemeinsam vom Bundesverband der Deutschen Industrie und der GIZ gemeistert wird, ein interessantes Experiment dar und ist ein ganz tolles Vorhaben, das es so noch nicht gegeben hat. Denn ohne die Einbindung der Privatwirtschaft werden wir unsere Entwicklungsziele nicht erreichen. Zu einer nachhaltigen Entwicklungspolitik gehört es einfach dazu, verstärkt und konkret mit Unternehmern zusammenzuarbeiten.

Wir arrangieren aber nicht nur Unternehmenspartnerschaften, sondern bieten auch Trainingsmaßnahmen an und unterstützen Unternehmensverbände bei ihren Dienstleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen vor Ort. Sieben der 74 afrikanischen Unternehmer haben wir außerdem im April zur Hannover Messe gebracht.

Dieses Interview erschien zuerst auf iwd.de


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