Der Euro – ein Teuro?
Haushalt und Geld
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Seit genau zehn Jahren bezahlen die Bundesbürger ihre Einkäufe mit Euro-Münzen und -Scheinen. Und nicht wenige haben noch immer das Gefühl, vieles sei doppelt so teuer wie zu D-Mark-Zeiten. Manche behaupten sogar, Bäckereien, Cafés und andere Geschäfte hätten damals einfach nur das Währungszeichen ausgetauscht. Doch stimmt das – ist aus „1,99 DM“ tatsächlich „1,99 Euro“ geworden?
Auch wenn es viele Bundesbürger nicht glauben wollen – alles in allem ist der Euro genauso stabil wie D-Mark zu ihren besten Zeiten. Weder die Einführung des Euro-Bargelds noch die Euro-Krise haben bislang einen übermäßigen Preisanstieg verursacht: In den 13 Jahren von 1986 bis 1998 lag die durchschnittliche Inflationsrate der D-Mark bei 2,2 Prozent pro Jahr. In den 13 Jahren nach dem offiziellen Start der Europäischen Währungsunion, also von 1999 bis 2011, betrug sie dagegen nur 1,5 Prozent. Seit 2002 sind die Verbraucherpreise insgesamt um 15 Prozent gestiegen – von einer Verdopplung der Preise ist Deutschland also noch weit entfernt.
Schaut man sich nur die durchschnittliche Inflation an, könnte man sogar auf die Idee kommen, der Euro sei deutlich stabiler als die D-Mark. Ganz so ist es aber nicht: Dass die D-Mark im Schnitt auf eine Teuerungsrate von über 2 Prozent kam, ist vor allem einem Sonderfaktor zuzuschreiben: der Wiedervereinigung. Die Bundesrepublik vergrößerte sich 1990 um ein Gebiet mit ziemlich geringer Wirtschaftsleistung und 16 Millionen neue Bürger mit ausgeprägtem Konsumbedürfnis. Der von ihnen ausgelöste Nachfrageschub bewirkte einen kräftigen Anstieg der Inflationsrate auf bis zu 5,1 Prozent im Jahr 1992. In normaleren Jahren ist es der Bundesbank – ebenso wie der Europäischen Zentralbank (EZB) heute – dagegen meist gelungen, die Inflationsrate relativ eng auf Werte um die 2 Prozent einzudämmen.
Wie es mit dem Euro in den kommenden Jahren weitergeht, darüber gibt der Blick in die Vergangenheit leider keinen Aufschluss. Die Maßnahmen, mit denen EU und EZB überschuldete Euro-Länder vor der Zahlungsunfähigkeit bewahren wollen, zum Beispiel der Ankauf von Staatsanleihen oder Zahlungen aus dem Rettungsfonds EFSF, bergen aber durchaus ernstzunehmende Inflationsgefahren. Welche Folgen die Euro-Rettung tatsächlich hat, bleibt abzuwarten.