Mittelschicht – oder reich?

Haushalt und Geld

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
07.10.2019
651Downloads

In Deutschland gehört man schneller zu den Topverdienern, als mancher denkt.

Fragt man die Bundesbürger, wo sie sich selbst in der Gesellschaft einordnen, dann verorten sich die meisten in der Mittelschicht – auch finanziell. Fast niemand fühlt sich dem zehnten Dezil zugehörig, also den einkommensreichsten 10 Prozent der Bevölkerung.

Tatsächlich aber, das zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Haushaltsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels für das Jahr 2016, muss man in Deutschland keineswegs Hunderttausende oder gar Millionen verdienen, um zu den obersten 10 Prozent der Einkommensbezieher zu zählen:

Ein Alleinlebender gehörte 2016 ab einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.440 Euro zu den einkommensreichsten 10 Prozent der Bevölkerung.

Das Nettoeinkommen ist das verfügbare Einkommen nach Steuern und Sozialabgaben inklusive Renten und sozialer Transfers wie Kindergeld; bei selbst genutztem Wohneigentum kommt der Nettomietvorteil hinzu.

Außerdem werden die Nettoeinkommen bedarfsgewichtet, um die unterschiedlichen Haushaltstypen zu berücksichtigen. So braucht zum Beispiel ein kinderloses Paar nur das 1,5-Fache des Einkommens eines Singlehaushalts, um einen vergleichbaren Lebensstandard zu erreichen.

Einige Beispiele zeigen, wie die Nettoeinkommen in Deutschland – Stand 2016 – verteilt sind:

Das bedarfsgewichtete Medianeinkommen beträgt 1.869 Euro netto monatlich – eine Hälfte der Bevölkerung hat mehr Geld zur Verfügung, die andere Hälfte weniger.

Alleinlebende Akademiker müssen netto 2.541 Euro im Monat haben, um genau in der Mitte der Einkommen aller Hochschulabsolventen zu landen. Denn immerhin2 Prozent der Akademiker beziehen ein Monatsnetto von mehr als 7.000 Euro – in der Gesamtbevölkerung sind es nur 0,8 Prozent (Grafik).

Paare ohne Kinder, auch jene, deren Kinder bereits ausgezogen sind, zählen ab einem Haushaltsnettoeinkommen von monatlich 5.160 Euro zur Gruppe der reichsten 10 Prozent.

In Ostdeutschland gehört man mit 2.839 Euro netto im Monat zu den obersten 10 Prozent, in Westdeutschland zählt man damit zum einkommensstärksten Fünftel.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de


Passend zum Material