Warum Bargeld so viele Fürsprecher hat
Haushalt und Geld
Sekundarstufe I + II

Derzeit mehren sich die Stimmen, die Bargeld im Grunde genommen für überflüssig halten. Doch die Verfechter des Bargelds haben ebenfalls gute Argumente und – auch das spielt eine Rolle – die Bundesbürger zahlen gerne mit klingender Münze aus dem Portemonnaie.
Bargeld ja oder nein? Zu den entschiedensten Fürsprechern des Bargelds gehört die Deutsche Bundesbank. Das Argument der Bekämpfung von Kriminalität und Konjunkturschwäche, das Kritiker des Bargelds gern anführen, sieht sie nicht. Im Gegenteil Eine Abschaffung des Bargelds würde nur die Symptome nicht aber die Ursachen dieser Probleme bekämpfen.
So könnten Kriminelle auf andere Bezahlwege ausweichen. Dadurch würden zwar ihre Kosten steigen, doch die illegalen Profite sind so immens, dass kompliziertere Bezahlverfahren kaum abschreckend wirken würden, schätzt Friedrich Schneider, der an der Universität Linz über Wirtschaftskriminalität und Schattenwirtschaft forscht. Nach seiner Prognose würden sich kriminelle Aktivitäten ohne Bargeld höchstens moderat verringern. Immer mehr Enthüllungen – zuletzt die „Paradise-Papers“ – zeigen außerdem, dass es Unmengen an Schwarzgeld gibt, das längst auf Bankkonten liegt.
Reformen besser als Abschaffung des Barged
Auch um aus einer Wirtschaftskrise herauszukommen, eignet sich die Abschaffung des Bargelds nach Meinung der Bundesbank kaum. Die Umstellung auf eine bargeldlose Wirtschaft würde viel zu lange dauern, kann also nicht die erhoffte rasche Wirkung entfalten. Die Bundesbank empfiehlt stattdessen Wirtschaftsreformen. Wenn sich die Chancen für Unternehmen besserten, würden diese auch wieder mehr investieren und dafür Kredite nachfragen.
Viele Deutsche können sich eine Welt ohne Bargeld gar nicht vorstellen. Sie schätzen seine praktischen Eigenschaften und sehen mehr Vor- als Nachteile. Als wichtigstes Motiv dafür, ausschließlich bar zu bezahlen, nennen 65 Prozent der Befragten die bessere Ausgabenkontrolle (Grafik). Darum vermutet Carl-Ludwig Thiele, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, dass sich der Handel von der Abschaffung des Bargelds höhere Umsätze verspricht: „Mancher Händler träumt davon, dass die Kunden den unangenehmen Abschluss des Einkaufs – das Bezahlen – kaum noch spüren“, sagt der fürs Thema Bargeld zuständige Bundesbanker. Nach seiner Überzeugung soll die Entscheidung, bar oder elektronisch zu zahlen, nur einer treffen – nämlich jeder für sich.
