Nachgefragt beim Geldpolitik-Experten Markus Demary

Haushalt und Geld

Sekundarstufe I + II

Interview
06.03.2018

Markus Demary ist Experte für Geldpolitik und Finanzmärkte im Institut der deutschen Wirtschaft. Er erklärt, warum die Nordeuropäer häufiger elektronisch zahlen als die Deutschen und welche Rolle kulturelle Einflüsse bei der Bargeldnutzung haben. Außerdem erklärt er, warum er kein schnelles Ende für Münzen und Scheine sieht.

Bargeld ist in Deutschland immer noch sehr beliebt. Warum?

In Umfragen geben die Deutschen häufig an, dass sie ihre Ausgaben bei Barzahlung besser im Griff haben. Viele finden die Bargeldzahlung auch einfacher oder sie wollen keine Daten hinterlassen. Denn rechtlich stellen sich die elektronischen Bezahlungswege anders dar als die Barzahlung, auch wenn das für die tägliche Praxis keine Rolle spielt. Für die älteren ist das eher ein Hindernis als für die jüngeren. 

In anderen Ländern – zum Beispiel den skandinavischen – wird deutlich häufiger elektronisch bezahlt. Woher rühren diese Unterschiede?

In den skandinavischen Ländern gibt es weniger Bargeldautomaten als in Deutschland. Dadurch ist elektronisches Bezahlen sicherer und praktischer. Denn wenn es weniger Bargeldautomaten gibt, dann muss man viel Bargeld mit sich tragen oder weit bis zum nächsten Automaten laufen. Das viele Bargeld kann leicht gestohlen werden, während sich eine entwendete Bankkarte oder Kreditkarte einfach sperren lässt. In Deutschland nutzen die Menschen mehr Bargeld, da sie die Möglichkeit haben, ohne große Umwege häufig kleinere Geldbeträge abzuheben.  

Spielen auch kulturelle Einflüsse eine Rolle?

Die Deutschen sind sehr risikobewusst, sie legen lieber Geld zurück als es in Aktien zu investieren. Die Bargeldhaltung ist Teil dieser Sicherheitskultur. Die US-Amerikaner sind da anders. Sie investieren mehr in Aktien und bezahlen häufiger mit Kreditkarte. Aber auch Alter und Einkommen spielen eine Rolle für die Bargeldhaltung. Ältere und weniger Wohlhabende zahlen lieber in bar. Hinter der Einstellung zum Bargeld kann aber auch ein anderes Konsumverhalten stecken. So kaufen Jüngere und Menschen mit mehr Einkommen mehr im Internet ein – und da zahlt man auf dem elektronischen Weg. 

Es gibt sowohl Bargeldbefürworter, als auch Gegner – Zu welcher Gruppe gehören Sie?

Weder noch. Es soll am besten jeder so bezahlen, wie er es möchte. Wer die Kino-Tickets in bar bezahlen will, kann das gerne tun, darf sich dann aber nicht über die Warteschlage beklagen. Wer die Tickets bequem online kauft, sollte sich nicht beschweren, dass seine Daten weiterverwendet werden. Ich sehe es als Vorteil an, dass es viele verschiedene Möglichkeiten der Zahlungsabwicklung gibt.  

Welche Entwicklung erwarten Sie hinsichtlich des Bargelds in den kommenden Jahren und Jahrzehnten?

Bargeld wird uns noch lange erhalten bleiben, denn damit kann man auch bei Stromausfall bezahlen. Die Frage ist vielmehr, inwieweit sich Digitalwährungen, wie Bitcoin & Co. entwickeln werden. Denn diese sind näher mit dem Bargeld verwandt als Kreditkarte und Lastschrift. Letztere sind dagegen schneller und effizienter in der Abwicklung. Welche Bezahlsysteme sich durchsetzen werden, wird letztendlich die Mehrheit der Nutzer entscheiden.


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