Wirtschaftswachstum international – einige Fakten

Staat und Wirtschaftspolitik

Gymnasien, Realschule, Hauptschule | Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
08.08.2018
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Länder mit einem hohen Wohlstandsniveau haben oft ein geringes Wirtschaftswachstum. In anderen Staaten ist es genau umgekehrt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der Wert aller Waren und Dienstleistungen, die eine Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres produziert und erbringt. Das BIP misst also die Wirtschaftsleistung eines Landes. Wächst diese Leistung, dann wurden – vereinfacht gesagt – mehr und/oder höherwertige Güter hergestellt sowie Serviceleistungen verkauft als im Jahr zuvor. Es gilt also zunächst festzuhalten:

Wirtschaftswachstum heißt nicht zwangsläufig, dass immer mehr vom selben produziert und konsumiert wird, sondern es kann auch bedeuten, dass die Qualität der erzeugten Güter und damit ihr Wert steigt.

Wirtschaftsleistung, Wachstum, Wohlstand – diese Begriffe sind zwar nicht deckungsgleich, haben aber viel miteinander zu tun. Besonders deutlich wird das beim Blick auf China und Indien. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt haben in den vergangenen 20 Jahren ein rasantes Wachstumstempo erreicht. Chinas BIP wuchs durchschnittlich pro Jahr um mehr als 10 Prozent, Indiens Wirtschaftswachstum betrug im Schnitt fast 7 Prozent. China hat mittlerweile nach den USA das zweitgrößte Bruttoinlandsprodukt der Welt, Indien liegt auf Platz 11. Zu den wohlhabenden Nationen zählen die beiden Aufsteiger aber noch nicht. Berücksichtigt man die von Land zu Land unterschiedliche Kaufkraft des Geldes, liegt Indien beim BIP je Einwohner nur auf Platz 128 und China auf Platz 93 der Wohlstands-Weltrangliste (Stand 2011).

Wo die Wirtschaft wächst

Geradezu spiegelbildlich verhält sich die Entwicklung in den Industrienationen. Die großen europäischen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Großbritannien glänzen schon lange nicht mehr mit hohen Wachstumsraten. Die US-Wirtschaft entwickelt sich zwar etwas dynamischer, zuletzt stagnierte das BIP aber auch hier. Schaut man jedoch auf das Pro-Kopf-BIP, stellt man fest: Nicht nur die Vereinigten Staaten und die drei großen europäischen Volkswirtschaften, sondern auch Japan und die anderen EU-Länder spielen in Sachen Wohlstand in der ersten Liga, wenngleich sie nicht mehr ganz vorne liegen.

Das weltweit höchste Bruttoinlandsprodukt je Einwohner hatte im Jahr 2011 Katar, gefolgt von Luxemburg, Singapur und Norwegen. Das Pro-Kopf-BIP in Katar ist übrigens mit 103.000 sogenannten internationalen Dollar mehr als doppelt so hoch wie das der USA (Platz 7) und fast dreimal so hoch wie das in Deutschland (Platz 18).

Die relativ geringen Wachstumsraten in der EU, den USA und in Japan sind leicht erklärt: Dort, wo die Wirtschaftsleistung bereits ein hohes Niveau erreicht hat, bedeuten selbst kräftige absolute Zuwächse prozentual nur noch kleine Steigerungen. Dieses Phänomen war auch in der EU zu beobachten. Bis zur Euro-Krise sind wirtschaftlich schwächere EU-Länder wie Irland und Spanien prozentual viel stärker gewachsen als die etablierten Wirtschaftsnationen.

Trotz des gemächlichen Wachstums ist der materielle Wohlstand auch in Deutschland seit Mitte der neunziger Jahre stetig gestiegen. Stagniert hat das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner lediglich in den Jahren 2002 und 2003 infolge der New-Economy-Krise sowie 2009, als die US-Bankenkrise einen weltweiten Wirtschaftseinbruch nach sich zog.


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