Arbeitslosigkeit

Können die in einer Volkswirtschaft vorhandenen erwerbswilligen Arbeitskräfte nicht alle beschäftigt werden, herrscht unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenstatistik erfasst aber nur die registrierten Arbeitsuchenden, die nicht arbeitsunfähig erkrankt sind, das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und nicht in Ausbildung stehen. Da einerseits neben der registrierten Arbeitslosigkeit auch noch eine "unsichtbare" Arbeitslosigkeit existiert (sog. Stille Reserve), andererseits aber auch in der registrierten Arbeitslosigkeit freiwillig oder ökonomisch motivierte Arbeitslose enthalten sind, bereitet die Erfassung der tatsächlichen Arbeitslosigkeit erhebliche Probleme. Die nach nationalen Maßstäben erhobenen Arbeitslosenzahlen liegen in Deutschland stets über den nach strengeren internationalen Gepflogenheiten ermittelten Zahlen.

Nach den Ursachen unterscheidet man folgende Arten von Arbeitslosigkeit: konjunkturelle Arbeitslosigkeit, saisonale Arbeitslosigkeit, friktionelle oder Fluktuationsarbeitslosigkeit sowie strukturelle Arbeitslosigkeit. Von struktureller Arbeitslosigkeit im engeren Sinn spricht man, wenn Arbeitsplätze und Arbeitskräfte weder nach Qualifikationen noch nach Branchen und Regionen zusammenpassen. Strukturelle Arbeitslosigkeit kann auch durch zu hohe Reallöhne begründet sein, die die Produktivität eines Arbeitsplatzes übersteigen und so Menschen mit geringerer Produktivität aus dem Arbeitsmarkt drängt (klassische Arbeitslosigkeit).

Eine weitere Form struktureller Arbeitslosigkeit ist die Langzeitarbeitslosigkeit. Sie bildet sich auch im Konjunkturaufschwung nur zögernd zurück, weil die Qualifikationen der Arbeitsuchenden entwertet werden.

Alles in allem ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu etwa drei Vierteln strukturell bedingt. Das Risiko der Arbeitslosigkeit betrifft aber einzelne Personengruppen und Regionen in unterschiedlichem Maße. Besonders betroffen sind Ostdeutsche, Ältere, Ausländer und Geringqualifizierte. Bei allen vier Personengruppen liegen die Arbeitslosenquoten etwa doppelt so hoch wie im Durchschnitt. Für Gutqualifizierte in Westdeutschland herrscht dagegen nahezu Vollbeschäftigung. Deshalb werden inzwischen auch ausländische Spezialisten nach Deutschland geholt, denn Arbeitskräfteengpässe bei den Gutqualifizierten können zu Arbeitslosigkeit bei den Geringqualifizierten führen, weil Wertschöpfungsketten unterbrochen werden.