Noch geht der Trend zum Akademiker

Berufsorientierung und Arbeitsmarkt

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
27.07.2023
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Die Zahl der Bildungsaufsteiger – also derjenigen, die ein höheres Qualifikationsniveau als ihre Eltern erreichen – ist zuletzt leicht gesunken. Das liegt nicht unbedingt an mangelndem Ehrgeiz oder Können, sondern an der erfolgreichen Bildungsexpansion der vergangenen Jahrzehnte. Allerdings profitieren nicht alle Menschen von dieser Entwicklung.

Das Bildungsniveau in Deutschland entwickelt sich disparat: Auf der einen Seite gibt es einen ungebrochenen Trend zum Studium, auf der anderen Seite steigt die Zahl derjenigen ohne berufsqualifizierenden Abschluss. Letzteres galt zuletzt für jeden Fünften im erwerbsfähigen Alter (Grafik):

Im Jahr 2022 verfügten rund 21 Prozent der 25- bis 64-Jährigen in der Bundesrepublik über keinen Bildungsabschluss – 2014 traf dies nur auf 16 Prozent zu.

Die Zahl derjenigen, die keinen Berufsabschluss vorweisen können, dürfte künftig noch höher ausfallen. Aktuelle Schulleistungstests zeigen, dass ein wachsender Teil der Schüler nur über sehr geringe Kompetenzen verfügt. Und wer schlecht lesen, schreiben oder rechnen kann, hat auch größere Schwierigkeiten, erfolgreich eine Berufsausbildung zu absolvieren.

Immer mehr Menschen mit Hochschulabschluss

Während also ein erheblicher Teil der Bevölkerung als Bildungsverlierer bezeichnet werden kann, schaffen gleichzeitig immer mehr Menschen einen Hochschulabschluss in Deutschland:

Zwischen 2005 und 2022 ist der Anteil der Akademiker unter den 25- bis 64-Jährigen von rund 15 Prozent auf gut 24 Prozent gestiegen.

Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass immer mehr junge Leute eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und anschließend ein Studium aufnehmen. So betrug die Studienanfängerquote im Jahr 2021 fast 56 Prozent.

Diese Studierneigung sorgt dafür, dass nach wie vor viele Menschen in Deutschland einen höheren Bildungsabschluss erreichen als ihre Eltern. In der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie ihre Bildungskarriere weitestgehend abgeschlossen haben, zeigt sich folgendes Bild (Grafik):

Im Jahr 2020 – neuere Zahlen liegen nicht vor – hatte ein Drittel der Personen zwischen 35 und 44 Jahren einen höheren Bildungsabschluss als die Mutter erreicht; in Bezug auf den Vater gelang dies einem Viertel.

Gegenüber beiden Elternteilen lag der Anteil der Bildungsaufsteiger im Jahr 2020 bei fast 22 Prozent – und damit nur knapp unter dem Wert aus dem Jahr 2000, als er annähernd 23 Prozent betrug.

Besonders häufig gelingt der Bildungsaufstieg Personen mit Migrationshintergrund. Jeweils rund 29 Prozent der 25- bis 34-Jährigen, die selbst zugewandert sind oder die bereits als zweite Generation in Deutschland geboren wurden, haben ein höheres Bildungsniveau als beide Elternteile erreicht. Zum Vergleich: Der entsprechende Wert von Personen dieser Altersgruppe ohne Migrationshintergrund liegt nur bei knapp 22 Prozent.

Ebenfalls Zunahme bei den Bildungsabsteigern

Doch nicht alle schaffen den Aufstieg. So gab es zuletzt eine vergleichsweise starke Zunahme bei den Bildungsabsteigern: Im Jahr 2020 hatten rund 8 Prozent der 35- bis 44-Jährigen eine geringere berufliche oder akademische Qualifikation als beide Elternteile – im Jahr 2000 traf dies lediglich auf gut 3 Prozent zu. Ursache hierfür ist allerdings nicht die aktuelle negative Entwicklung im deutschen Bildungssystem, sondern der Anstieg des Bildungsniveaus der Elterngeneration. Anders gesagt: Es ist für die nachrückenden Jahrgänge schwieriger geworden, beide Elternteile auf der Bildungsleiter zu überholen, wenn Vater und Mutter schon ziemlich weit oben auf den Sprossen stehen. Gut 9 Prozent der Männer und rund 7 Prozent der Frauen gelingt dies nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de