China: In welchen Branchen die Abhängigkeit groß ist

Globalisierung und Europa

Sekundarstufe II

Hintergrundtext
13.03.2023
281Downloads

Von China sind diverse Länder und Industriezweige mehr oder weniger wirtschaftlich abhängig. Welche Branchen mit dem Reich der Mitte am stärksten verflochten sind, hat das IW in einer neuen Studie analysiert.

Die Globalisierung sorgte jahrelang für mehr Wohlstand. Doch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und der schwelende Konflikt zwischen China und Taiwan offenbaren die Schattenseiten der weltweiten Vernetzung. Denn durch wirtschaftliche Abhängigkeit werden außenpolitische Entscheidungen mitunter heikel. Das gilt nicht nur für Deutschland, dem eine besonders hohe Abhängigkeit von China nachgesagt wird.

Deshalb wird hier, aber auch innerhalb der EU seit einer Weile über die Verringerung zu hoher Abhängigkeiten diskutiert. Im Fokus steht dabei China. Das Reich der Mitte ist für viele Wirtschaftszweige einer der stärksten Liefer- und Absatzmärkte.

Nähe führt zu Abhängigkeit

Wie groß die Abhängigkeit der deutschen Industriebranchen von China ist, hat das Institut der deutschen Wirtschaft in einer neuen Studie untersucht. Die Forscher nutzten dabei die von Eurostat veröffentlichten FIGARO-Daten (Full International and Global Accounts for Research in Input-Output Analysis) für das Jahr 2020. Dadurch erhielten sie eine genaue Übersicht über die globalen Verflechtungen auf der Vorleistungsebene, also zwischen den Wirtschaftszweigen hier wie dort. Die reine Außenhandelsstatistik bietet diese Einblicke nicht.

Auf Länderebene zeigt sich, dass geografische Nähe zu besonders engen Beziehungen führt (Grafik):

Knapp 20 Prozent der Vorleistungen, die Japans Industrie im Jahr 2020 aus dem Ausland bezog, stammten aus China. Russland kam auf 16,5 Prozent.

Auch die weiter entfernten USA und Tschechien erreichen zweistellige Werte. Deutschlands Industrie landet von den elf betrachteten Industrienationen mit einem Anteil von 6,6 Prozent auf Platz neun, ist also in dieser Hinsicht nicht besonders abhängig von China.

Zur Gesamtbilanz der Länder tragen die einzelnen Industriezweige in höchst unterschiedlichem Maß bei. So machen chinesische Vorleistungen in Japans Textil- und Bekleidungssektor mehr als 55 Prozent der ausländischen Lieferungen aus. In der japanischen Kokerei und Mineralölverarbeitung sind es dagegen gerade einmal 3,5 Prozent.

Auch die weiter entfernten USA und Tschechien erreichen zweistellige Werte. Deutschlands Industrie landet von den elf betrachteten Industrienationen mit einem Anteil von 6,6 Prozent auf Platz neun, ist also in dieser Hinsicht nicht besonders abhängig von China.

Zur Gesamtbilanz der Länder tragen die einzelnen Industriezweige in höchst unterschiedlichem Maß bei. So machen chinesische Vorleistungen in Japans Textil- und Bekleidungssektor mehr als 55 Prozent der ausländischen Lieferungen aus. In der japanischen Kokerei und Mineralölverarbeitung sind es dagegen gerade einmal 3,5 Prozent.

Im Maschinenbau war der Anteil mit gut 7 Prozent ebenfalls relativ hoch. In diesem Wirtschaftszweig sind mit rund 88.000 Stellen die meisten Jobs vom Handel mit China abhängig. Über alle Industriezweige hinweg hingen im Jahr 2018 nur etwas mehr als 5 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland oder umgerechnet gut 400.000 Stellen direkt oder indirekt vom Export nach China ab.

Unterm Strich zeigen die Daten, dass China zwar ein bedeutsamer Lieferant und Abnehmer im deutschen Vorleistungshandel ist. Eine hohe Abhängigkeit besteht aber nur in wenigen Branchen wie beispielsweise der Elektroindustrie. Hier sind die Unternehmen gefordert, ihre Handelspartner stärker zu streuen beziehungsweise neue Partner in anderen Ländern zu finden. Die Politik sollte die Betriebe dabei unterstützen, etwa durch Freihandelsabkommen oder durch Delegationsreisen sowie mehr Investitions- und Exportkreditgarantien.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de