Die Millionäre der Welt

Haushalt und Geld

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
26.10.2022
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Jahr für Jahr beleuchtet die Schweizer Großbank Credit Suisse in ihrem Global Wealth Report die weltweite Vermögenssituation. Für 2021 belegt die Analyse viele positiven Veränderungen. Für negative Entwicklungen, die auch Deutschland betreffen, gibt es eindeutige Gründe.

Manche Zahlen sind schwindelerregend – und dadurch besonders faszinierend. Wahrscheinlich ist die Schweizer Großbank Credit Suisse mit ihrem Vermögensreport deshalb Jahr für Jahr medial so erfolgreich. Für 2021 attestiert der Report global knapp 62,5 Millionen Menschen ein Millionen-Vermögen (Grafik):

Die Zahl der Dollar-Millionäre hat weltweit von 2020 auf 2021 um mehr als 5,1 Millionen Personen zugelegt.

Fast die Hälfte der Neu-Millionäre gab es in den USA, in China kamen über eine Million hinzu, in Kanada immerhin noch mehr als 400.000.

Doch nicht in allen Ländern gab es mehr Reiche: Der größte Verlierer war Japan. Dort gab es 2021 fast 400.000 Dollar-Millionäre weniger als 2020. In Deutschland reduzierte sich die Zahl um 58.000. Allerdings spielt bei den Verlierern der Wechselkurs der heimischen Währung zum amerikanischen Dollar eine entscheidende Rolle – so notierte beispielsweise der Euro Ende 2020 deutlich stärker als Ende 2021. Das in Dollar umgerechnete Vermögen von Europäern hat sich also entsprechend reduziert, selbst wenn sie noch genauso viel besitzen wie zuvor.

Bei der Gesamtzahl der Millionäre liegen die USA ebenfalls unangefochten an der Spitze – mit fast 24,5 Millionen sind es nahezu viermal so viele wie in China, das auf Platz zwei landet. Gleichwohl ist dieser zweite Platz mit Blick auf die rasante Vermögensentwicklung aufsehenerregend. Das zeigt auch eine andere Auswertung, die das Medianvermögen seit dem Jahr 2000 in den verschiedenen Weltregionen in den Blick nimmt – also das Vermögen von jener Person, die genau in der Mitte stünde, wenn man alle Einwohner nach ihrem Vermögen aufreiht (Grafik):

In China betrug das mittlere Vermögen im Jahr 2021 knapp 27.000 Dollar, im Jahr 2000 lag es bei etwas mehr als 3.000 Dollar – ein Plus von fast 800 Prozent.

In keiner anderen Region hat sich der Median so deutlich verschoben. In absoluten Zahlen steht Nordamerika weiterhin mit großem Abstand an der Spitze: Das Median-Vermögen lag 2021 dort bei fast 95.000 Dollar, gegenüber dem Jahr 2000 hat es sich allerdings nur etwas mehr als verdoppelt.

Beim Blick auf das Medianvermögen zeigen sich noch drei weitere zentrale Befunde:

1. Der Trend weist weltweit in dieselbe positive Richtung, nirgendwo sinkt das Individualvermögen.

2. Sowohl der afrikanische als auch der asiatisch-pazifische Raum haben sich deutlich besser entwickelt als der indische Subkontinent.

3. In Europa war der Anstieg des Medians, der sich von etwas mehr als 7.300 Dollar im Jahr 2000 auf annähernd 26.700 Dollar im Jahr 2021 entwickelte, recht steil. Das dürfte primär an der großen wirtschaftlichen Heterogenität der europäischen Staaten liegen, die sich im Rahmen der europäischen Integration nach und nach reduziert.

Apropos Heterogenität: Die gibt es bei den Vermögen natürlich im Vergleich einzelner Länder, aber auch mit Blick darauf, welcher Anteil der Weltbevölkerung welchen Anteil am globalen Vermögen besitzt.

Für diese Betrachtung bietet sich ein Blick auf das durchschnittliche Vermögen an:

Mit knapp 700.000 Dollar pro Erwachsenem sind die Schweizerinnen und Schweizer im Durchschnitt besonders vermögend.

Die Schweiz landet damit vor den Vereinigten Staaten und Hongkong auf dem ersten Platz. Deutschland erreicht mit knapp 260.000 Dollar Rang 17.

Rentenansprüche reduzieren Vermögensungleichheit

Das durchschnittliche Vermögen berücksichtigt allerdings nicht das implizite Vermögen, also beispielsweise die Ansprüche gegenüber einer gesetzlichen Rentenversicherung. Diese Ansprüche jedoch machen es teilweise unnötig – beispielsweise in Deutschland –, zusätzlich vollumfänglich privat für das Alter vorzusorgen. Und auch innerhalb eines Landes reduziert sich die Vermögensungleichheit deutlich, sobald gesetzliche Rentenansprüche mit eingerechnet werden.

Für gesellschaftlichen Sprengstoff sorgt dagegen immer wieder die Frage nach der globalen Vermögensverteilung. Denn in der Tat besitzen sehr wenige sehr viel, der Rest sehr wenig:

Die 62,5 Millionen Millionäre – das sind 1,2 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung – verfügten im Jahr 2021 zusammen über ein Vermögen von knapp 222 Billionen Dollar. Das entsprach fast 48 Prozent des weltweiten Gesamtvermögens.

An der Basis der Vermögenspyramide hatten etwa 2,8 Milliarden Menschen ein individuelles Vermögen von maximal 10.000 Dollar. Obwohl diese Personengruppe über 53 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung ausmacht, kam sie in der Summe auf lediglich 5 Billionen Dollar Gesamtvermögen – gerade einmal 2,2 Prozent des Betrags aller Millionäre und Milliardäre.

Allerdings sollte bei all den Vergleichen nicht vergessen werden, dass Vermögen längst nicht immer frei verfügbar ist – meist steckt es in Unternehmen, Maschinen, Fahrzeugen, Rohstoffen oder Beteiligungen, also im Wirtschaftssystem und sichert so Jobs.

Dierser Artikel erschien zuerst auf iwd.de