Sozialer Aufstieg: Fast alles ist möglich
Haushalt und Geld
Sekundarstufe II
Fragt man die Menschen in Deutschland, wie hierzulande der soziale Aufstieg gelingt, erhält man überraschende Antworten. Tatsächlich geht eine Mehrheit davon aus, dass sie den eigenen Aufstieg weitestgehend selbst unter Kontrolle hat. Das persönliche Netzwerk, die Herkunft und das Geschlecht werden dagegen als weniger relevante Erfolgsfaktoren erachtet.
Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern mit niedrigen Einkommen schaffen so gut wie nie den sozialen Aufstieg und wer nicht über die richtigen Beziehungen verfügt, hat sowieso keine Chance, beruflich und gesellschaftlich voranzukommen? An diese gängigen Vorurteile glauben die meisten Deutschen keineswegs, wie eine aktuelle IW-Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2021 zeigt. Vor zwei Jahren hat das SOEP erstmals umfassend die subjektiven Einstellungen der Bundesbürger zur sozialen Mobilität erhoben.
Demnach gehen die meisten Befragten davon aus, dass sie ihre eigenen Aufstiegsmöglichkeiten weitestgehend selbst in der Hand haben (Grafik):
Gut sieben von zehn Bundesbürgern stimmen der Aussage zu, dass es von ihnen selbst abhängt, ob sie es schaffen, auf der sozialen Leiter aufzusteigen.
Lediglich 14 Prozent sehen das nicht so, weitere 15 Prozent sind indifferent.
Auch in puncto Nachwuchs sind die Deutschen weitestgehend zuversichtlich. Eine deutliche Mehrheit von 84 Prozent der befragten Eltern erwartet, dass es den eigenen Kindern im selben Alter zukünftig gleich gut (36 Prozent) oder sogar besser (48 Prozent) gehen wird als ihnen selbst.
Doch was genau heißt es überhaupt, auf der sozialen Leiter aufzusteigen? Die soziale Leiter ist ein Modell, das im Kontext der SOEP-Befragung aus zehn Sprossen besteht. Auf Sprosse eins befinden sich diejenigen mit dem geringsten Einkommen, der geringsten Qualifikation und dem schlechtesten Ansehen ihres Berufs. Am anderen Ende der Leiter, auf der obersten Sprosse, sind die Menschen zu finden, die in allen drei Dimensionen am besten abschneiden.
Nur wenige verorten sich ganz oben auf der sozialen Leiter
Die Mehrheit der befragten Personen ordnete sich im Jahr 2021 auf den mittleren Positionen der sozialen Leiter ein: Rund 72 Prozent verorten sich selbst auf den Sprossen fünf, sechs und sieben. Gerade einmal 2,3 Prozent sehen sich auf den untersten beiden Sprossen und lediglich 1,9 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie auf den obersten beiden Sprossen stehen.
Wie gelingt es, die Leiter hinaufzuklettern und erfolgreicher zu sein? Nach Auffassung der Befragten sind dafür vor allem typisch deutsche Tugenden nötig (Grafik):
Neun von zehn Menschen sind der Meinung, dass für den Erfolg und sozialen Aufstieg in Deutschland persönliche Anstrengung und Fleiß entscheidend sind.
Für fast genauso wichtig werden Fachkenntnisse und Eigeninitiative erachtet. Drei von vier Befragten halten allerdings auch Glück für unabdingbar, um sozial aufsteigen zu können.
Andere Faktoren wie Rücksichtslosigkeit und Härte, Beziehungen zu den richtigen Leuten oder ein idealtypischer familiärer Hintergrund sind nach Meinung der Befragten deutlich seltener entscheidend für die Aufstiegsmöglichkeiten.
Wie wichtig ist das Geschlecht?
Auch der Frage, ob man deutsche Wurzeln hat, messen relativ wenige Menschen eine Bedeutung für die soziale Aufwärtsmobilität zu – unabhängig davon, ob sie selbst einen Migrationshintergrund aufweisen.
Und nur 19 Prozent sind der Auffassung, man müsse ein Mann sein, um in Deutschland erfolgreich zu sein und gesellschaftlich aufzusteigen – 20 Prozent der befragten Frauen und 17 Prozent der befragten Männer teilen diese Position.
Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de