Welche Jugendlichen Nebenjobs haben

Haushalt und Geld

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
26.09.2023
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Viele Jugendliche in Deutschland verdienen sich nebenher etwas dazu. Heranwachsende aus höheren sozialen Schichten haben allerdings deutlich häufiger einen Nebenjob als ihre Altersgenossen aus einkommensschwachen Familien. Warum das so ist, untersucht eine neue Studie.

Zeitungen austragen, kellnern, babysitten – für Jugendliche gibt es viele Möglichkeiten, das Taschengeld aufzubessern. Aber nicht nur der Geldbeutel profitiert. Die jungen Menschen sammeln durch Nebenjobs die ersten Erfahrungen im Arbeitsleben und eignen sich im besten Fall Fähigkeiten wie Zuverlässigkeit und Selbstständigkeit an, mit denen sie später im beruflichen Alltag punkten können. Eine geringere finanzielle Abhängigkeit von den Eltern kann ein weiterer positiver Effekt eines Nebenjobs sein.

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat nun anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels untersucht, ob und wie Jugendliche im Alter von 17 Jahren in Deutschland nebenbei arbeiten (Grafik):

Im Zeitraum von 2018 bis 2020 gaben fast 42 Prozent der 17-Jährigen an, aktuell zu jobben oder es in der Vergangenheit getan zu haben.

Hinzu kommen knapp 8 Prozent, die zwar keine Erfahrung mit Jobben haben, sich aber bereits in einer beruflichen Ausbildung befinden. Damit hat die Hälfte der Befragten vor der Volljährigkeit schon einmal gearbeitet. Allerdings sind das 5 Prozentpunkte weniger als noch im Zeitraum von 2008 bis 2010. Der Hauptgrund dafür ist, dass sich der Anteil der Jugendlichen in einer vergüteten Ausbildung im aktuellen Betrachtungszeitraum im Vergleich zur früheren Befragung halbiert hat.

Monatlich verdient knapp ein Viertel der jugendlichen Nebenher-Jobber aktuell zwischen 50 und 100 Euro, die Hälfte kommt auf bis zu 150 Euro. Vergleichsweise hohe Einkommen sind eher selten, nur 14 Prozent der 17-Jährigen erhalten mehr als 300 Euro im Monat für ihre Tätigkeit.

Motive fürs Jobben

Der Verdienst ist für gut zwei Drittel der jungen Leute das einzige Motiv fürs Jobben. Immerhin knapp 28 Prozent sagen, sie hätte auch das Interesse an der Tätigkeit zu ihrem Nebenjob gebracht. Seit dem Zeitraum 2008 bis 2010 hat sich bezüglich der Motivation einiges verändert: Damals jobbten noch 78 Prozent ausschließlich wegen des Geldes und nur 15 Prozent aus Interesse.

Auch die soziale Schicht spielt eine Rolle, wie die Analyse des IW zeigt (Grafik):

Von den Jugendlichen aus Haushalten, die zum untersten Einkommenssechstel gehören, haben nur knapp 30 Prozent im Alter von 17 Jahren bereits gejobbt.

Ist kein Elternteil erwerbstätig, sinkt der Wert der jobbenden Jugendlichen weiter auf 19 Prozent. Wenn beide Elternteile keinen beruflichen Abschluss haben, beträgt der Anteil der 17-Jährigen, die schon mal etwas dazuverdient haben, sogar nur 18 Prozent.

Ganz anders sieht es aus, wenn die Eltern ein hohes Einkommen erzielen. Sechs von zehn Jugendlichen, die aus Haushalten stammen, die zum oberen Einkommenssechstel zählen, haben bereits eigenes Geld nebenher verdient oder tun dies noch. Gleichermaßen verbreitet sind die Arbeitserfahrungen in Haushalten mit selbstständigen Eltern – hier haben schon 61 Prozent der 17-Jährigen nebenher gejobbt oder tun dies noch.

Auf den ersten Blick mag dieser Befund überraschen, denn Jugendliche aus Familien mit geringen finanziellen Möglichkeiten müssten theoretisch ein größeres Interesse daran haben, Geld zu verdienen. Eine mögliche Erklärung: Wohlhabendere Mütter und Väter haben eher Kontakte zu Personen, die ihren Kindern einen Job geben können. Für Selbstständige ist der Weg über den eigenen Betrieb sogar noch kürzer. Jugendliche aus einkommensärmeren Haushalten müssen sich also stärker selbst um einen Job bemühen. Daher sollte die Politik überlegen, wie sie Jugendliche aus niedrigeren sozialen Schichten gezielt bei der Suche nach einem für sie geeigneten Job unterstützen kann.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de