Nachhaltigkeit: Klimaschutz im Büro

Unternehmen und Markt

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
27.06.2023
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Der Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen, vor denen Gesellschaft und Wirtschaft derzeit stehen. Neben der Politik und den einzelnen Verbrauchern sind auch Unternehmen gefragt, nachhaltiger zu handeln. Das IW hat berechnet, was sich mit kleinen Verhaltensänderungen im Büroalltag für das Klima tun lässt.

Das Ziel steht schon länger fest: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Damit das gelingt, müssen alle mit anpacken – vom großen Energieversorger bis zum kleinen Privathaushalt. Was können zum Beispiel Firmen tun, damit ihre Angestellten im Büro zum Klimaziel beitragen? Anders als in den eigenen vier Wänden haben Mitarbeiter im Büro keinen direkten finanziellen Vorteil, wenn sie im Arbeitsalltag Energie sparen.

An dieser Stelle kommt das sogenannte Green Nudging ins Spiel – abgeleitet vom englischen „to nudge“: jemanden (vorsichtig) anstoßen. Im verhaltensökonomischen Kontext heißt das:

Menschen sollen ohne Zwang oder Verbote dazu gebracht werden, sich umweltfreundlicher zu verhalten.

Im Büro könnten das zum Beispiel regelmäßige E-Mails zum Stromverbrauch sein. Mitarbeiter werden so daran erinnert, dass sie abends das Licht oder während der Mittagspause ungenutzte Computerbildschirme ausschalten sollten. Das gleiche Prinzip lässt sich auch auf den Spritverbrauch von Dienstwagen anwenden. Indem die Fahrer per Mail oder App vor Augen geführt bekommen, wie viel Kraftstoff sie pro Strecke oder in einem bestimmten Zeitraum verbrauchen, werden sie sich der Klimaschädlichkeit ihres Fahrverhaltens bewusst und nehmen – so die Theorie – häufiger die Bahn oder das Rad, um zum Arbeitsort zu gelangen.

Das gleiche Ziel verfolgt die Idee eines Fahrradwettkampfs zwischen den Abteilungen eines Unternehmens. Weniger von Informationen zum eigenen CO₂-Verbrauch als von Teamgeist und Wetteifer motiviert, sollen so möglichst wenige Mitarbeiter mit dem eigenen Auto zur Arbeit kommen. Deutschlands Hauptstadt zeigt, wie das funktionieren kann: Bei dem Projekt „Wer radelt am meisten?" traten 24 Berliner Unternehmen von August bis September 2022 gegeneinander an und dokumentierten ihre Fahrradkilometer via App. In diesem Zeitraum radelten die rund 2.000 teilnehmenden Mitarbeiter mehr als eine Million Kilometer zur Arbeit.

Rein auf den Büroalltag gemünzt, geht das IW davon aus, dass sich mit verhaltensökonomischen Impulsen bis zu 6,5 Prozent Strom einsparen ließen. Auf dieser Basis haben die Forscher untersucht, wie stark der CO₂-Verbrauch in Büros durch Green Nudging reduziert werden könnte (Grafik):

Wenn in allen Bürogebäuden der sieben größten deutschen Städte der Stromverbrauch um 6,5 Prozent sinken würde, könnte die Bundesrepublik jährlich mehr als 176.000 Tonnen CO₂ sparen.

Das entspricht in etwa dem jährlichen CO₂-Fußabdruck von 21.800 Bundesbürgern.

Und es wäre nicht nur ein Gewinn für den Klimaschutz, sondern käme auch den Firmen selbst zugute: Würde in allen Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart der Stromverbrauch um besagte 6,5 Prozent reduziert, könnten die Unternehmen jährlich rund 168 Millionen Euro sparen.

Mit Green Nudging allein werden sich die Klimaziele allerdings nicht erreichen lassen. Der Ansatz hat seine Grenzen – nicht zuletzt, weil jeder Mensch unterschiedlich darauf reagiert.

Vor dem Hintergrund, dass Nudging-Maßnahmen für Firmen im Vergleich zu anderen klimafreundlichen Mitteln wie dem ressourcenschonenden Bauen oder dem Umstieg auf Ökostrom wesentlich günstiger und einfacher zu realisieren sind, ist ihr CO₂-Einsparpotenzial dennoch nicht zu unterschätzen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de