Städteranking 2023: Bewegung hinter München

Staat und Wirtschaftspolitik

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
20.12.2023
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München bleibt weiter das Maß aller Dinge und verteidigt seinen Spitzenplatz im Städteranking 2023 der IW Consult. Doch auch die anderen deutschen Millionenstädte entwickeln sich dynamisch. Besonders nachhaltig zeigt sich indes Heidelberg.

Mia san mia: Im Städteranking 2023 der IW Consult geht der erste Platz im Niveauranking mal wieder an München. Die Forscherinnen und Forscher werten für ihre jährliche Rangliste der 71 größten kreisfreien deutschen Städte Indikatoren aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt und Lebensqualität aus. Die bayerische Landeshauptstadt steht dabei seit 2013 unangefochten an der Spitze, der Punkteabstand zum Zweitplatzierten fällt zudem regelmäßig deutlich aus.

Doch hinter München tut sich etwas: Zwar sind die zehn besten Städte im Niveauranking dieselben wie im Vorjahr, doch die Reihenfolge hat sich verändert. Mainz schiebt sich von Rang sieben auf Platz zwei vor, der vorherige Zweitplatzierte Erlangen rutscht um zwei Plätze ab. Frankfurt steht auf Platz acht um drei Ränge schlechter da als im Vorjahr, dagegen verbessert sich Darmstadt um einen Platz auf Position sieben.

Mainz führt Dynamikranking an

Dass es für Mainz gerade gut läuft, zeigt nicht nur der zweite Platz im Niveauranking. Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt führt auch das Dynamikranking an, in dem die IW Consult die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre bewertet. Das liegt vor allem am Pharmaunternehmen BioNTech. Der Entwickler und Hersteller von Corona-Impfstoffen spülte in den Pandemiejahren 2021 und 2022 jede Menge Gewerbesteuer in die Mainzer Stadtkasse.

Im ersten Quartal 2023 brach der Umsatz von BioNTech jedoch um rund 80 Prozent ein, sodass Mainz für dieses Jahr mit deutlich weniger Einnahmen rechnen muss – das könnte sich auch im Städteranking 2024 bemerkbar machen. Um sich in den Top Ten zu etablieren, gilt es für die Stadt, den jüngsten Geldregen sinnvoll zu nutzen und in eine nachhaltige Stadtentwicklung zu investieren, um die Attraktivität des Standortes zu verbessern. So könnte die Neuansiedlung von Firmen die Steuereinnahmen dauerhaft erhöhen und Mainz unabhängiger von den BioNTech-Einnahmen werden.

Was darüber hinaus im Dynamikranking auffällt: Waren die größten deutschen Städte sonst eher im Mittelfeld verstreut, schneiden sie 2023 sehr gut ab (Grafik):

Mit Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München liegen fünf der sieben größten deutschen Städte in den Top Ten des Dynamikrankings.

Frankfurt folgt auf Rang 13 knapp dahinter, lediglich Stuttgart zeigt sich auf Platz 57 nicht allzu dynamisch. Die Großstädte haben für ihre Platzierungen zum Teil große Sprünge gemacht: Köln verbesserte sich zum Beispiel um 22 Plätze, Hamburg sogar um 36.

Dieses gute Abschneiden im Dynamikranking ist maßgeblich auf den Teilbereich Immobilienmarkt zurückzuführen. Berlin, Köln und Hamburg bilden darin das Spitzentrio, Düsseldorf und München liegen auf den Plätzen sechs und sieben.

Dazu kommen jeweils spezifische Indikatoren, in denen sich die Städte verbessert haben und so im Ranking weiter vorne landen – zum Beispiel ist in Frankfurt und München die durch die Coronapandemie gebeutelte Steuerkraft wieder gestiegen und Hamburg hat seine Aufklärungsquote bei Straftaten gesteigert. Bis sich die Ergebnisse aus dem Dynamikranking allerdings im Niveauranking widerspiegeln, dauert es erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre.

Heidelberg ist besonders nachhaltig

Ein weiterer Aspekt, den sich die IW Consult gesondert ansieht, ist das Thema Nachhaltigkeit (Grafik). Die 21 Indikatoren im Nachhaltigkeitsranking decken mit den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales ein breites Spektrum ab – von der Solarleistung über die Zahl der Elektrotankstellen bis hin zur Feinstaubbelastung.

Insgesamt schneidet im Nachhaltigkeitsranking Heidelberg am besten ab.

Die Stadt besticht durch einen starken MINT-Forschungssektor, eine fast flächendeckende Versorgung der Haushalte mit Glasfaser-Internet und den deutschlandweit niedrigsten Quoten von Schulabgängern ohne Abschluss sowie Arbeitslosen unter den 15- bis 24-Jährigen. Darüber hinaus hat Heidelberg – gemessen an der Feinstaubbelastung – die fünftbeste Luftqualität unter den analysierten Städten und die dritthöchste Quote an Neubauten, die statt mit Öl oder Gas mit alternativer Energie wie Fernwärme heizen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de