Landwirtschaft: Auf finanzielle Hilfe angewiesen

Unternehmen und Markt

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
15.01.2020
323Downloads

Deutsche Landwirte werden mit vielen Milliarden Euro von der EU bezuschusst. Dabei ist ihre wirtschaftliche Bedeutung verschwindend gering.

Die Landwirtschaft ist eine wichtige Branche, vor allem wegen der Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln. Wirtschaftlich ist ihre Bedeutung aber vergleichsweise gering: Die Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft in Deutschland lag im Jahr 2017 bei 23,1 Milliarden Euro. Das entspricht gerade einmal 0,79 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Das war längst nicht immer so. Um 1900 waren Bauern für knapp 30 Prozent der Wirtschaftsleistung verantwortlich, in den 1950er Jahren waren es immerhin noch gut 11 Prozent. Doch die steigende Bedeutung von Industrie- und Dienstleistungssektor lies den Anteil der Landwirtschaft immer weiter sinken. In diesem Jahrtausend gelang nur einmal der Sprung über die Ein-Prozent-Marke.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Zahl der Beschäftigten: Im primären Sektor – das sind die Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei – arbeiteten im zweiten Quartal 2019 639.000 Menschen, das entspricht 1,4 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland. Hinzu kommen Saisonarbeiter, die bei den Ernten helfen. Sie stammen meist aus den osteuropäischen Ländern Polen, Bulgarien und Rumänien. Aufgrund des deutlich niedrigeren Lohnniveaus in diesen Staaten lohnt es sich für sie, mehrere Wochen oder Monate in Deutschland zu arbeiten. Umgekehrt sind die Aushilfen für die Landwirte vergleichsweise günstig.

Weniger Höfe, mehr Agrarkonzerne

Lange prägten Familienbetriebe das Bild der Landwirtschaft in Deutschland. Doch seit Mitte der 1970er Jahre sinkt ihre Zahl. Von einst gut 900.000 landwirtschaftlichen Betrieben sind heute noch etwa 266.000 übrig. Vor allem kleine Betriebe sind im Laufe der Zeit verschwunden. Sie konnten oftmals dem zunehmenden Preisdruck nicht standhalten. Große Agrarkonzerne, die in riesigen Mengen Fleisch, Milch oder Getreide anbauen, sind dagegen auf dem Vormarsch.

Die Einkommen der Landwirte schwanken je nach Entwicklung der Preise zum Teil deutlich. Im Wirtschaftsjahr 2017/2018 erzielten zum Beispiel die Milchbetriebe ein Umsatzergebnis je Familienarbeitskraft von gut 62.000 Euro. Im darauffolgenden Wirtschaftsjahr waren es nur noch 44.000 Euro. Über alle Betriebsformen hinweg lag der Durchschnitt 2018/2019 bei 38.400 Euro. Von diesem Geld müssen allerdings noch Krankenversicherung und Altersvorsorge sowie Investitionen in den Betrieb bezahlt werden, sodass für viele Kleinbetriebe unter dem Strich zu wenig hängen bleibt.

Um die verbliebenen kleinen Höfe in Europa am Leben zu halten, nimmt die EU viel Geld in die Hand. 56,1 Milliarden Euro an Subventionen flossen im Jahr 2018 in den Agrarsektor, knapp 6,2 Milliarden davon erhielten Betriebe in Deutschland. Ohne diese Zuwendungen müssten viele Landwirte in der europäischen Union aufgeben.

Derzeit wird in der EU über den mehrjährigen Finanzrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 verhandelt. Auch darin sind wieder Gelder für die Landwirtschaft vorgesehen, allerdings will das Europäische Parlament die Ausgaben im Sektor Landwirtschafts- und Fischereipolitik um 15 Milliarden Euro auf gut 330 Milliarden kürzen. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.