Arbeitsmarkt
Auf dem Arbeitsmarkt treffen Angebot und Nachfrage nach Arbeitsleistungen aufeinander. Das Arbeitskräfteangebot wird durch die demographische Entwicklung, die Altersstruktur der Bevölkerung, die Erwerbsneigung von Männern und Frauen in den einzelnen Altersjahrgängen, die Zu- und Abwanderungen von Arbeitskräften aus dem und in das Ausland sowie durch ökonomische Faktoren beeinflusst. Dazu zählen Löhne, Sozialabgaben, Steuern, Sozialtransfers und Arbeitsbedingungen. Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeit wird vor allem durch die Arbeitskosten, also Direktentgelte und Lohnzusatzkosten, und die Produktivität sowie durch die Gewinnerwartungen und die Nachfrage auf den Gütermärkten bestimmt.
Der Arbeitsmarkt ist ein unvollkommener Markt, weil das Arbeitsangebot nicht gleichartig ist (z.B. Arbeitsleistung von Ungelernten und von Facharbeitern), die Arbeitsmobilität beschränkt ist und Arbeitsanbieter und Arbeitsnachfrager keine vollständigen Informationen über die Marktbedingungen besitzen. Dadurch zerfällt der Arbeitsmarkt in zahlreiche qualifikatorische und regionale Teilarbeitsmärkte. Vielfach kommt es daher auch zu Arbeitslosigkeit und offenen Stellen in ein und denselben Branchen und Berufen gleichzeitig (Mismatch). Deshalb kann es in einzelnen Regionen faktisch Vollbeschäftigung geben, während in anderen Regionen jede fünfte Erwerbsperson offen oder verdeckt arbeitslos ist.
Die Organisation des Arbeitsmarktes wird stark durch den Zusammenschluss der Arbeitsanbieter in Gewerkschaften und der Arbeitgeber in Arbeitgeberverbänden geprägt. Da die Tarifpartner Löhne und Arbeitsbedingungen festlegen, wird der Arbeitsmarkt mehr durch Macht und Gegenmacht bestimmt als durch ein "freies Spiel" von Arbeitsangebot und -nachfrage. Außerdem kann der Staat durch die Gestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen steuernd in das Arbeitsmarktgeschehen eingreifen. Dies geschieht in Deutschland besonders intensiv, denn der deutsche Arbeitsmarkt zählt im internationalen Vergleich zu den überdurchschnittlich stark reglementierten.