Armut

Armut bezeichnet einen Zustand, in dem Personen oder Gruppen die für ein menschenwürdiges Leben notwendigen materiellen, sozialen und kulturellen Ressourcen fehlen. Die Definition von Armut variiert je nach kulturellem, sozialem und wirtschaftlichem Kontext und kann sowohl absolut als auch relativ verstanden werden.

Absolute Armut misst sich anhand eines festgelegten Standards – oft definiert durch das tägliche Mindesteinkommen, das für die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft und Kleidung erforderlich ist. Die Weltbank setzt beispielsweise eine internationale Armutsgrenze fest, die sich auf das tägliche Einkommen einer Person bezieht. Personen, die unter dieser Grenze leben, gelten als von absoluter Armut betroffen. 2023 lag diese Grenze bei 2,15 PPP$ pro Tag, wobei das PPP für “Purchasing power parity”, also Kaufkraftparität steht. Es wird also mit eingerechnet, dass in verschiedenen Ländern unterschiedlich viel Geld zum Einkauf der nötigsten Lebensmittel benötigt wird. Ohne diesen Zusatz wäre die Armutsquote nochmals höher. 2019 lag die Armutsquote im subsaharischen Afrika mit 35,8% und Südasien mit 10,4% jeweils im zweistelligen Bereich, während sie in Europa und Zentralasien nur 2,3% betrug (Quelle: Datenbank der Weltbank). 

Relative Armut hingegen betrachtet das Einkommen oder den Lebensstandard im Vergleich zum gesellschaftlichen Durchschnitt eines Landes oder einer Region. Menschen gelten als relativ arm, wenn ihre Mittel so weit unter dem Durchschnitt liegen, dass sie einen akzeptablen Lebensstandard nicht erreichen können und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt sind. Die Quote von relativer Armut betroffener Personen ist daher deutlich höher. Die EU hat dazu den AROPE Indikator zur Gefährdung durch Armut oder soziale Ausgrenzung entwickelt, nach dem in Deutschland 2023 21,2% armutsgefährdet sind (Quelle: destatis).

Armut hat vielfältige Ursachen, die sowohl in strukturellen Problemen der Gesellschaft als auch in individuellen Schicksalen begründet sein können. Dazu zählen unter anderem Arbeitslosigkeit, unzureichende Bildungsmöglichkeiten, Krankheit, Behinderung, Diskriminierung, Konflikte und Naturkatastrophen. Armut beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität und Gesundheit der Betroffenen, sondern limitiert auch ihre Chancen auf Bildung und soziale Teilhabe, was oft zu einem Teufelskreis der Armut führt.

Die Bekämpfung von Armut ist ein zentrales Ziel der internationalen Gemeinschaft, wie es in den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (UN) festgehalten ist. Strategien zur Armutsbekämpfung umfassen Maßnahmen zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung, Bildungsprogramme, Gesundheitsdienste, Sozialschutzsysteme sowie direkte finanzielle Unterstützung.

In vielen Ländern werden zur Linderung der Armut soziale Sicherungssysteme eingesetzt, die Unterstützung in Form von Geldleistungen, Nahrungsmittelhilfen, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildungsprogrammen bieten. Dennoch bleibt Armut eine der größten globalen Herausforderungen, deren Bekämpfung kontinuierliche Anstrengungen auf nationaler und internationaler Ebene erfordert.